Sehr geehrte BVfK-Mitglieder,
"...Ich werde mir NIE wieder einen EU-Neuwagen kaufen..." lautet es von einem enttäuschten Kunden in eine Google Bewertung. Dies nicht etwa, da ihm Hyundai zu Unrecht die Garantie verweigert hat, sondern weil er Opfer eines Händlers geworden ist, der für seine fragwürdigen Geschäftsmethoden bekannt ist.
Der weitere Text beschreibt wohl eher eine Masche, als einen Ausrutscher:
"... So einen schlechten Service, "raus-rederei" und nicht-beantworten von Fragen...hab ich noch nie erlebt... Nicht verschickte Bestellbestätigungen, nicht eingehaltene Liefertermine, Lieferzeiten wurden vom ersten Gespräch von 6 Wochen, bis zur teureren Umbestellung des Wagens auf 13 Monate erhöht, Versuche dem Kunden noch höhere Endkosten zu zuschieben. Fast alles geht da nur mit Druck, da läuft nichts von allein... mein Erlebnis "Neuwagen-Kauf" ist so richtig in die Hose gegangen... ...knapp 10 Monate hab ich nun das Auto und die Inspektion liegt bald an. Wollte das genaue Datum des Garantiebeginns wissen. Nicht dass ich aus der Herstellergarantie rausfalle. Warte nun schon wieder seit 10 Tagen auf einen Rückruf. War irgendwie nicht anders zu erwarten. 0 Service...bleibt 0 Service ... Ich werde mir NIE wieder einen EU-Neuwagen kaufen...“
Tja, dass will keiner von sich lesen und auch alle anderen, die sich sicher sind, dass es in ihrem Geschäft keinen Anlass für solchen Unmut eines Kundengeben dürfte, sollten darüber nachdenken, wie sehr auch ihnen unseriöse Geschäftspraktiken fragwürdiger Kollegen schaden. Es ist nämlich der schleichende Verlust, den man nicht merkt, denn es gibt keine Position in der Bilanz, in welcher die Umsätze ausgewiesen werden, die man verloren hat, weil Kollegen das Image des gesamten Branchensegments beschmutzen und eine erhebliche Zahl potentieller Kunden auch dem eigenen, professionell und korrekt betriebenen Geschäft fern geblieben ist.
Zu Verdeutlichung stelle man sich einfach vor, man wäre mit einem solchen Konkurrenten auf einer Insel, auf der es keinen anderen Wettbewerber geben würde. Wenn beide mit den gleichen und fairen Waffen um die Kundschaft werben würden und jeder die gleiche Ware und die gleichen Einkaufskonditionen hätte, müsste eigentlich jeder 50 % des Marktes erobern. Zu den wenigen Möglichkeiten, den anderen zu übertreffen zu können, würden bessere Beratung, Service und Nachbehandlung zählen. Ein fairer Wettbewerb, bei dem mal der eine und mal der andere die Nase vorn hat. Soweit die Theorie.
In der Praxis sieht es jedoch auf unserer Insel so aus, dass der dreistere und weniger leistungsfähige Händler ständig deutlich mehr Autos verkauft, als der um Sorgfalt und Zuverlässigkeit bemühte. Doch nicht nur das: Schließlich wird dieser auch noch mit seinem fragwürdigen Konkurrenten in einen Topf geworfen und ein Teil der Kundschaft geht weder zum einen, noch zum anderen sondern fährt lieber mit der Fähre zum Festland und kauft sein Auto dort bei einem Vertragshändler, auch wenn es bei diesem teurer und der Kauf mit mehr Mühen verbunden ist.
An diesem Beispiel wird deutlich: Der "sportliche" Kollege schadet allen! Man merkt es nur nicht und schon gar nicht so, als wenn jemand regelmäßig am Monatsende mit einer Schutzgeldforderung in die Kasse greifen wollte - auch wenn es im Endeffekt aufs Gleiche herauskommt.
------
Preisbewertungen und Neusortierung der Suchergebnisliste im Kfz-Internet.
Schutzgeld ist tatsächlich ein gutes Stichwort, denn wir brauchen unter anderem Geld, um uns vor solchem Schaden zu schützen. Bevor wir näher darauf eingehen, welche Aktivitäten erforderlich sind und mit welcher – auch finanziellen Stärke man dann solche Aufgaben angeht, müssen wir über das wohl derzeit dringendste und ärgerlichste Thema sprechen: Preisbewertungen und Neusortierung der Suchergebnisliste im Kfz-Internet.
Die Beschwerden über Mobile und auch Autoscout erreichen mal wieder dramatisches Ausmaß in Verbindung mit entsprechend deutlichem Tonfall:
- „Neun von zehn Fahrzeugen waren falsch bewertet. Regionale Preisunterschiede werden gar nicht berücksichtigt. Preismindernde Kriterien, welche erst im Beschreibungstext erwähnt wurden, werden auch nicht berücksichtigt. Die falschen Ausstattungsdetails, welche schnell mit einem Blick auf die Bilder erkennbar sind, werden nicht berücksichtigt. Fake-Angebote mit Betrugshintergrund werden nicht erkannt. Falsche Kilometerstände, welche dann im Beschreibungstext korrigiert werden, kann das System nicht erkennen. Nicht existierende Telefonnummern werden nicht erkannt. Falsch angegebene Erstzulassungen ,z. B.01 / 2011 werden dann im Text zu 11 /2010 korrigiert und nicht berücksichtigt. Ein Audi A1 als 3 Türer ohne Xenonlicht wird besser bewertet als ein 5 Türer mit Xenonlicht. Es wird hier auch nicht berücksichtigt, ob hier jemand in der Gewährleistung ist oder nicht. Es wird nicht berücksichtigt, ob das angebotene Fahrzeug neu HU/AU erhält, oder generell eine neue Inspektion…“ (weitere Rückmeldungen aus dem Mitgliederkreis finden Sie weiter unten)
Was ist zu tun? Streiken? Demonstrieren? Verklagen? In der Öffentlichkeit anprangern?
Die Forderungen und Vorschläge sind vielfältig. Die Chance, den Hebel kurzfristig an der richtigen Stelle wirksam anzusetzen, allerdings gering.
Verbale Gewalt ist ebenso wenig das richtige Mittel und daher kommt es wie immer darauf an, nicht nur lautstark auf die Trommel zu schlagen, sondern ein Orchester mit der richtigen Melodie zu organisieren und anzustimmen. Zu den Instrumenten zählen auch die juristischen, zu den Stimmen auch und besonders die der Autohändler. Die Melodie sollte eher deutlich und dramatisch, als sanft und säuselnd sein, jedoch auch ein wenig abgestimmt.
Das bedeutet, dass der BVfK den kontroversen und konstruktiven Dialog mit den Börsen derzeit sehr intensiviert. Wir kommunizieren beinahe täglich. Wie bereits berichtet, stellt der BVfK gerade ein entsprechendes Kompetenzteam zusammen und hat zur Sitzung nach Bonn eingeladen. Die Vertreter von Autoscout24 und Mobile haben bereits zugesagt.
Was ist das Ziel, was können wir erreichen? Im letzten Wochenendticker haben wir versucht die gesamte Gemengelage aus europäischer und globaler Perspektive zu beleuchten. Dies führt zu der ernüchternden Erkenntnis, dass die Gestaltungsspielräume derzeit nur gering sind. Es gilt jedoch nicht, dem Pessimismus zu frönen, sondern das Beste aus der Situation zu machen und daher die diplomatische Klaviatur gut und überzeugend zu bedienen.
Unabhängig davon ändert das jedoch nichts daran, dass die Zukunft des freien Kfz-Handels nur durch ein Höchstmaß an gemeinsamer Eigeninitiative gesichert werden kann. Wir stehen nicht irgendwann in ein paar Jahren, sondern heute an einem Scheideweg, der uns gleichermaßen die Chance gibt, mit unseren Geschäftsmodellen die Zukunft zu gestalten, oder aber unterzugehen, wenn wir dies nicht tun.
Das klingt gut und pathetisch, doch wie realistisch ist das alles? Es geht um die Schaffung der erforderlichen Voraussetzungen:
- Digitale Kompetenz: Der BVfK hat erste Schritte unternommen und wird in Kürze in die Beta-Phase der bereits in allen wesentlichen Funktionen fertiggestellten Ankaufplattform treten. Sie soll den Mitgliedern recht schnell, wenn auch nicht sofort im bestmöglichen Umfang, die Möglichkeit zur alternativen Beschaffung von Fahrzeugen aus dem Privatmarkt bieten, ohne auf Plattformen wie WKDA zurückgreifen zu müssen. Gleichzeitig sind erste Funktionen für digitales B2B-Geschäft implementiert, wie es bereits heute über den BVfK-Kollegenverteiler funktioniert.
- Die eigene Börse ist das Fernziel, welches über die Programmierung einer eigenen Fahrzeugverwaltung / eines leistungsfähigen Dealer Managementsystem (DMS) realisiert werden kann. Da die Ankaufsplattformen bereits Grundlagen eines solchen DMS beinhaltet, muss darauf nur entsprechend aufgebaut werden.
- Traffik oder Leeds = "Leben in der Bude". Was so leicht klingt, kostet Millionen, womit die Programmierung der zuvor beschriebenen drei Elemente schon fast Peanuts sind - vergleichsweise! Doch bis dahin haben wir noch ein wenig Zeit und werden schon über viele Funktionen verfügen, die Mitgliedern täglich Vorteile bringen können, wenn sie es möchten.
All dies ist Teil der großen BVfK-Kampagne "Unabhängigkeitserklärung", die einzige nachhaltige Antwort auf den sich seit Jahren immer wieder eskalierenden Ärger mit den etablierten Plattform anbietet.
-----
Soweit, verehrte BVfK-Mitglieder, die Situation in Verbindung mit einer Aktualisierung und Zusammenfassung der geplanten Maßnahmen. Sie stellen ein Angebot eines Verbandes an seine Mitglieder dar, der zwar der mit weitem Abstand vergleichsweise größte und erfolgreichste Verband seine Art in Deutschland und Europa ist, jedoch wohl in Anbetracht der täglich wachsenden Aufgaben, von denen heute nur ein kleiner Teil beschrieben wurde, dennoch kein Riese, sondern eher ein Zwerg ist.
Damit kommen wir zur elementarsten Voraussetzung:
Nur ein großer und starker Verband kann diese Aufgaben meistern.
Dazu benötigen wir möglichst viele Mitglieder und wünschten uns an dieser Stelle mehr Eigendynamik als das Gefühl, manchen zu seinem Glück tragen zu müssen, der sich doch tatsächlich mit anerkennenden Worten und gleichzeitig konkreten Vorschlägen zu Bewältigung der aktuellen Probleme meldet, ohne in 17 Jahren nur einen Cent in die BVfK-Gemeinschaftkasse eingezahlt zu haben.
Verdammt: Wir sind doch keine Behörde, die aus Steuermitteln finanziert wird! Das kommt alles von innen heraus und wir von einer präventionsbereiten Mitgliedergemeinschaft - auch zum Wohle der Nichtmitglieder getragen.
Daher möchte ich auch an dieser Stelle Ihr Bewusstsein dafür wecken, dass alles in komplexen Zusammenhängen zu betrachten ist und daher jeden zur Mithilfe motivieren: Nicht nur gute Ratschläge helfen uns weiter, sondern auch und besonders eine starke und solidarische Mitgliedergemeinschaft. Tragen Sie mit dazu bei und empfehlen* den BVfK Ihren seriösen Kollegen, denn dann geht es weiter aufwärts mit
"Alles Gute für unseren Autohandel!"
Ihr
Ansgar Klein
Geschäftsführender Vorstand
Bundesverband freier Kfz-Händler BVfK e.V.
* Link zu >>> https://www.bvfk.de/mitglied-werden/
Feedback immer gerne direkt an: vorstand@bvfk.de